auf diesen Seiten möchte ich einen kleinen Einblick in die heilsame Wirkung von Klängen geben.
ein Artikel vom Instrumentenbauer Bernhard Deutz, Berlin:
In den musikalischen Kosmos eintauchen In der rezeptiven Musiktherapie werden seit vielen Jahren Klanginstrumente eingesetzt, die nicht zum Musikmachen im herkömmlichen Sinne dienen, sondern bei deren Spiel ein kontinuierlicher, dichter Klangteppich entsteht. Klänge, die aufgrund ihrer relativ gleich bleibenden (oder scheinbar fehlenden) Struktur und Klangfarbe das normale, kognitive Wachbewusstsein wenig ansprechen, eignen sich sehr, unser Alltagsbewusstsein zu untergraben, den Verstand zu ”überlisten” und so den Zugang zu tieferen Bewusstseinsschichten zu öffnen. Neben Gong, Schamanentrommel, Rassel, Klangschale und Didjeridoo ist hier vor allem das Monochord zu nennen. Ursprünglich bekannt durch Pythagoras, der an einem Einsaiter Zahlenverhältnisse in der Musik und im Kosmos untersuchte, ist das Monochord ein Instrument mit vielen (z. B. 13 und mehr) Saiten, die auf einen Ton gestimmt sind. Das Monochord, dessen gleichgestimmte Saiten mit den Fingern sanft berührt und gleichmäßig angestrichen werden, ermöglicht in besonderer Weise das Erleben von anhaltenden Schwingungen, die eine feine Klanghülle und einen faszinierenden Klangteppich von großer Leichtigkeit erzeugen. Durch die einzelne jeweils im Augenblick angestrichene Saite werden alle anderen Saiten zugleich mit in Schwingung versetzt: Hierbei entsteht ein zunächst völlig schwebungsfreier Klang, eine vollkommene Konsonanz. Über diesen Klangteppich legt sich eine auf natürliche Weise und nach bestimmten Gesetzmäßigkeiten entstehende, nach oben hin offene, sphärisch anmutende Obertonmelodie. Der Klang besteht eigentlich nur aus einem Ton – aber in diesem einen Ton erschließt sich dem Hörenden unser ganzer musikalischer Kosmos. Die hierdurch eröffnete Erlebnissphäre ist die ursprüngliche Einheit des Seienden: die Qualität des All-EinsSeins. Der Klang spricht auf einer sehr tiefen Ebene die menschliche Erinnerung und Sehnsucht nach symbiotischer Geborgenheit an. Er weckt dieses Urgefühl – wie natürlich ebenso auch alle frühen Defizite und Störungen, das menschliche Urvertrauen betreffend. Dass das Ohr des Fötus als erstes Organ fertig ausgebildet und damit besonders berührbar ist, spielt hier vielleicht auch eine Rolle. Heilung durch die Kraft des Klanges Der Monochordklang hat eine überaus wohltuende, nährende Qualität; er vermag Glücksgefühle von kosmischer Verbundenheit bis hin zu "ozeanischer Selbstentgrenzung" auszulösen. Für Menschen, die Geborgenheit nie erfahren haben, kann die Reinheit und völlige Offenheit dieses Ein-Klangs aber (zunächst) auch bodenlos und beängstigend sein. Dies verlangt einen sehr sensiblen Umgang mit diesem machtvollen Instrument. Behutsam eingesetzt, eröffnet sich hier im therapeutischen Rahmen, z. B. über Klangreisen, die Chance, durch die liebevoll kathartische Kraft des Klangs Heilung zu befördern. Der Klang, intensiv genossen, kann dazu verhelfen, Türen zu öffnen, um Schmerz durchleben und überwinden zu können. Ähnlich dem Monochordklang, aber in sich geschlossener und unverfänglicher ist der Klang der Tambura (vielleicht bekannt von der indischen Tanpura). Dieser aus eigentlich zwei Tönen (Grundton/Quinte) zusammengesetzte Klang erscheint reichhaltiger, Halt gebend und erdend. Auf der energetischen Ebene erzeugt eine bestimmte Reihenfolge des Anstreichens der Saiten eine erhebende Wirkung, die gleichzeitig Basis und Sicherheit gibt und nach eigenen Beobachtungen und Berichten vieler Therapeuten oftmals eine heitere Grundgestimmtheit erzeugt
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Bei einer "Klangmassage" dieser Art wird Klang nicht nur über die Ohren, sondern durch Vibration und auf sanft einhüllende Weise mit dem ganzen Körper erlebbar: Klänge wandern feinstofflich in alle Zellen und Gewebestrukturen, die Haut, die Knochen, der menschliche Körper wird selbst zum Bestandteil des Klangkörpers. Die Vibration und Resonanz des eigenen Körpers kann als sehr überwältigend erlebt werden, so, als ob alle Moleküle im Körper in Bewegung versetzt werden. Dieses Klangerleben wirkt entkrampfend, harmonisierend und zentrierend und fördert auf eine sehr heilsame Weise die Tiefenentspannung. Die beim lebendigen Spiel entstehenden Vibrationen und Klänge sind ständig in Bewegung. Die Behandlungssituation lebt von der Einzigartigkeit und Besonderheit des Augenblicks: Auch wenn die (Grund- )töne des gespielten Instruments gleich bleiben, so verändert sich während des Spiels unwillkürlich und permanent das Spektrum der sich dabei entfaltenden Obertöne. Die Spielweise ist gleichmäßig fließend, der dabei entstehende Klang ist monochrom, aber zugleich höchst lebendig und vielfältig – anders als ein automatisch oder synthetisch erzeugter Klang. Für den Behandelten ist das Bespieltwerden ähnlich wie eine Massage: Der Behandlungserfolg ist getragen von der Ausgangssituation, dass ich bereit bin, meinen Körper der Berührung durch einen anderen Menschen anzuvertrauen und zu öffnen. Es gibt nichts zu tun für mich, ich weiß, ein anderer Mensch ist in diesem Moment nur für mich da. Ich bin im Mittelpunkt der Zuwendung und darf erleben, dass eine wunderbare Musik live und exklusiv für mich entsteht
(Quelle: Bernhard Deutz: Sein-Magazin - pdf weiter unten)